Im Januar vor knapp zwei Jahren hatte ich schon einmal eine Website aufgetan, die mit dem Bildmaterial von Pornoseiten kokettierte: Adam Connelly verwandelte Pixelporno in Kunstwerke. Bei Galumpia gerät die vermeintliche Fleischbeschau hingegen zur satten Persiflage.
Ganz wunderbar imitiert die Seite den gestalterischen Stil von Pornoseiten, bietet dem Besucher beim Klick auf vermeintliche Nackedeis dann jedoch überraschend Harmloses. – Honni soît qui mal y pense!
29.10.04 ¦
Ob nun ein Anwalt, ein Mediziner, ein Schuster oder ein Webgestalter mit seinen Kunden spricht: immer besteht das Problem unterschiedlicher Wissensebenen. Missverständnisse sind vorprogrammiert, der Insider rauft sich - sofern vorhanden - das Haupthaar angesichts der Ahnungslosigkeit des Gesprächspartners.
Was macht ein Designer, um Frust abzubauen? – Richtig, er baut eine Webseite mit den besten Zitaten der »dummen Kundschaft«.
26.10.04 ¦
toronto.edu/~moraes/illusion »
Nein, du bist nicht auf Speed. (Jedenfalls nicht zwangsläufig, wollte ich sagen.) Auch wenn sich Schnecken auf deinem Bildschirm zu bewegen scheinen.
Übersetzung der Erläuterung oberhalb der Grafik: »Wenn du das Bild da unten ansiehst, lass dir sagen… es ist nicht animiert. Deine Augen sorgen dafür, dass es sich bewegt. Das kannst du verifizieren, indem du ein paar Sekunden lang einen festen Punkt fixierst; die Bewegungen hören auf. Oder du blickst fest auf das schwarze Zentrum eines der Kreise; dieser stoppt seine Bewegung. Aber wenn du deinen Blick zum nächsten schwarzen Kreismittelpunkt wandern lässt, fängt der zuerst fixierte wieder an, sich zu bewegen … Unheimlich.«
19.10.04 ¦
Auf den ersten Blick ist das »Institut für Textkritik« schon ein merkwürdiger Laden. Merkwürdig könnte man sagen, oder auch vielschichtig; vielschichtig und schwer zu erfassen. Allein schon die Diskrepanz in den Gestaltungen der Startseite und allen nachgeordneten Inhalten verblüfft den Besucher der Webseiten. Vom ausschließlich aus grafischen Elementen komponierten Eingang gelangt man unstrukturiert auf einzelne, ausgewählte Detailseiten, deren Auswahl sich nicht so rasch erschließen mag.
Der Aufbau dieser Inhalte ist rein textbasiert und überrascht durch ungewöhnlich hohe Schriftgrade, also im Klartext: durch Riesenschrift. Über solche Beobachtungen stolpernd, begibt sich der Besucher in eine kuriose Welt der Widersprüche, scheinbar zusammenhangsloser Themen und Standpunkte.
Hat man erst einmal die Übersichtsseite gefunden, sitzt man vor einem Sammelsurium von Links, gruppiert nach Aspekten, deren Hintergrund kaum erfassbar scheint. Auch ein Blick ins About macht nicht unbedingt schlauer. Man erfährt zwar, dass »das gemeinnützige Institut für Textkritik der Förderung editorischer Initiativen und der Erarbeitung neuartiger Editionsmodelle« dienen soll. Was hinter dieser Beschreibung steckt, kann man nur erraten. Wenn weiter unten dann die Rede ist von einem »praxisnahen Verfahren der Herstellung moderner historisch-kritischer Ausgaben, bei dem die Traditionen der Philologie und der Typographie in genauen Kontakt mit den durch Computer und Scanner eröffneten Möglichkeiten gebracht werden«, beginnt man zu ahnen, dass es in irgendeiner Weise um Text und das Schreiben mit neuen und alten Medien gehen könnte.
Ich verzichte ehrlich gesagt lieber darauf, zu allen Punkten, die in der unübersichtlichen Übersicht aufgeführt sind, Stellung zu nehmen und picke ein paar der Seiten heraus, die mich besonders berührt haben. Das Kapitel Technik etwa enthält thematisch recht unterschiedliche Komponenten, die aber alle in einer Weise mit Technik zu tun haben.
Man findet hier Seiten etwa mit den üblichen Empfehlungen zur Verwendung von Browsern ebenso wie Hinweise zu Publikationen des ITK, zu denen CD-Beigaben existieren. Mein Favorit ist der Abschnitt TOFU oder die Tücken der e-mail. Der Autor Roland Reuß spricht mir inhaltlich so recht aus dem Herzen, wenn er es auch versteht, sich sprachlich so auszudrücken, dass man Anlaufzeit benötigt, um zu verstehen, wovon er spricht.
Damit bin ich übrigens bei einem interessanten Phänomen angelangt, das sich beim Durchblättern der Website einstellte. Zu Beginn des Besuches ist es kaum möglich, die Texte zu verstehen. Wenn man sich jedoch einmal eingelesen hat, macht es durchaus Spaß, die Artikel lesen. Weitere Kleinode sind in meinen Augen die Satzvorgaben, die einerseits von den Auseinanderstzungen des Autors mit MS Word zeugen und andererseits eine Anleitung zum Verfassen von satzfreundlichen Manuskripten darstellt, und die Wortschlacht Ente einer Manteloperation.
Aber wer suchet, der findet. Ich bin mir sicher, selbst noch ein paar Seiten in den Wirrnissen der Textkritiker aufzuspüren, die mich werden lachen machen.
7.10.04 ¦